Herausgegeben von Holger Kempkens und Alexander Ochs, fotografiert von Uwe Gaasch

Mit Texten von Teresa Bischoff, Johann Hinrich Claussen, Uwe Gaasch, Holger Kempkens, Ludmila Kvapilová, Alexander Ochs, Ulrike Pennewitz, Katja Triebe

und Arbeiten der Künstler Marina Abramović, Ai Weiwei, Nobuyoshi Araki, Robert Barta, Ernst Barlach, Joseph Beuys, Guillaume Bruère, Dany Chan, Julian Charrière, Oliver Clegg, Paula Doepfner, Christina Doll, Valérie Favre, Anke Feuchtenberger, Katharina Fritsch, Marianna Gartner, Pedro Gómez-Egaña, Antony Gormley, Richard Haizmann, Jeppe Hein, Beate Höing, Leiko Ikemura, Christian Jankowski, Hans Josephson, Isaac Julien, Hubert Kiecol, Karsten Konrad, Andréas Lang, Young-Jae Lee, Judy Ledgerwood, Wilhelm Lehmbruck, Via Lewandowsky, Hans Loew, Liza Lou, Markus Lüpertz, Anna Malagrida, Marino Marini, Oliver Mark, Michael Melcer/Patricia Schon, Meng Huang, Andreas Mühe, Michael Müller, Mwangi Hutter, Hermann Nitsch, Meret Oppenheim, Benyamin Reich, Yvonne Roeb, Miguel Rothschild, Ralf Schmerberg, Helmut Schweizer , Micha Ullman, Jorinde Voigt, Simon Wachsmuth, Andy Warhol, Donata Wenders, Matthias Wollgast, Erwin Wortelkamp, Yin Xiuzhen, John Young, Andrius Zakarauskas

Kerber Art, Kerber Verlag, Bielefeld / Berlin 2019, ISBN 978-3-7356-0631-0, 128 Seiten, 70 Farbabbildungen, Hardcover gebunden, Format 30,5 x 24 cm, € 38,00 / CHF 46,66

Die 1993 von der Unesco als Weltkulturerbe ausgezeichnete Altstadt von Bamberg (vergleiche dazu https://www.bamberg.info/weltkulturerbe/#bambergMedia10-11) verfügt mit dem romanischen Bamberger Dom St. Peter und St. Georg über ein die Altstadt beherrschendes Bauwerk (vergleiche dazu  https://bamberger-dom.de und https://bamberger-dom.de/architektur/Romanik-und-Gotik/), mit dem Bamberger Reiter über eines der plastischen Hauptwerke der späten Stauferzeit (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Bamberger_Reiter) und mit dem aus der alten Domschatzkammer des Bamberger Doms hervorgegangene Diözesanmuseum Bamberg mit seinen Kaisergewändern und dem Ornat von Papst Clemens II aus dem Jahr 1047 über einen einmaligen Bestand an bestickten Seidengewändern aus dem 11. Jahrhundert (vergleiche dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Diözesanmuseum_Bamberg und https://dioezesanmuseum-bamberg.de). 

Deshalb war es riskant, die Schätze des Dommuseums in der Ausstellung ›Der Funke Gottes‹ mit Werken der Moderne und der Gegenwartskunst zu konfrontieren (https://www.instagram.com/explore/tags/derfunkegottes/?hl=de). Selbst heute als Spitzenwerke gehandelte Arbeiten der Moderne und der Gegenwart bleiben im Vergleich mit Arbeiten, die ihre Größe über Jahrhunderte bewährt haben, klein. Der bei Kerber erschienene Katalog zur Ausstellung erlaubt es, post festum eine erste Bilanz zu ziehen (vergleiche dazu https://www.kerberverlag.com/de/1755/der-funke-gottes). Zu den in Bamberg gezeigten bleibend wichtigen Arbeiten dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit die zwischen den Türmen des Bamberger Doms installierte Neonskulptur ›Good God‹, 2019, Neon, 25 x 110 cm gehören. „An die Ästhetik der Leuchtbuchstaben von Straßenreklame angelehnt, flackert unaufhörlich ein ›O‹ in Via Lewandowskys … Neonschriftzug des Wortes ›GOOD‹ (gut). Ohne das O lässt sich das Wort ›GOD‹ (Gott) lesen und ergibt in der Gesamtschau die Wortfolge ›Good God‹ … Wie Alexander Ochs bemerkt, steht das ›O‹ aber auch allein. Und so wird aus dem flackernden Mantra ›Good God‹ das Stoßgebet ›O Good God‹“ (Katalog S. 80). 

Marianne Gartners ›Tattooed Jesus‹, 2004, Öl auf Leinwand, 88,5 x 65,5 cm (vergleiche dazu https://www.van-ham.com/de/kuenstler/marianne-gartner/tattooed-jesus.html) konnte sich neben dem 83 cm hohen und 75 cm breiten ›Kruzifix‹ aus Elfenbein von 1130/40 aus dem Bamberger Dom (vergleiche dazu http://du-sollst-dir-kein-bild-machen.de/kruzifix-aus-dem-bamberger-dom/) und Tilmann Riemenschneiders ›Madonna mit dem Kind‹ aus dem Diözesanmuseum (vergleiche dazu etwa https://dioezesanmuseum-bamberg.de/kontakt/service/leihverkehr/index.html) glänzend bewähren. Auch Karsten Konrads Serie ›Torno‹ von 19 aus aufgefundenen Vasen, Schüsseln, Dosen und Undefinierbaren auf über zwei Meter hohen Stäben aufgebauten Skulpturen haben zwischen den Prozessionsstäben des Museums überzeugt  (vergleiche dazu https://www.alexanderochs-private.com/artists/karsten-konrad/). 

Ai Weiweis vor spätgotischen und barocken Ziborien und barocken Reliquaren präsentierte ›Coca Cola Vase‹ aus der Han Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) wirkt an dieser Stelle dagegen beliebig. Man hat Weiweis brachiale Zerstörung einer vergleichbaren Vase im Jahr 1995 im Kopf (vergleiche dazu vergleiche dazu https://www.futurelearn.com/info/courses/art-crime/0/steps/11886 ) und fragt sich, was seine Coca Cola Vase mit Hostienkelchen und den Reliquaren zu tun hat. Könnte es sein, dass sich die Präsentation der Coca Cola Vase an dieser Stelle eher ihrer Verfügbarkeit als der Logik des Vergleichs mit den Ziborien und Reliquaren verdankt (vergleiche dazu https://optikes.tumblr.com/post/100123920815/ais-vases-ai-weiwei-b-1956-china-coca-cola)?

Jeppe Heins im Kreuzgang installiertes Objekt ›This is a Magic Moment‹, 2016, Spiegel, Neon, 100 x100 x10 cm überrascht dagegen wirklich: „Immer mit einem kleinen Hauch Ironie sind die Arbeiten des Bildhauers Jeppe Hein … zu verstehen, auch wenn das Spiegelquadrat, durch das hindurch die  Neonbuchstaben mit dem Text ›This is a Magic Moment‹ zu sehen sind, zunächst eher banal wirkt. Doch schon allein der Effekt, den Hein einsetzt, ist irritierend. Denn fließt kein Strom durch die Neonbuchstaben, ist auch keine Schrift zu sehen, dafür aber alles andere, insbesondere die Spiegelung des eigenen Gesichts und der umgebende Raum. Das Dahinter, die Botschaft, kommt erst zur Erscheinung, wenn der Strom fließt“ (Katalog S. 66 ff. ; vergleiche dazu auch  https://www.artbasel.com/catalog/artwork/40837/Jeppe-Hein-THIS-IS-A-MAGIC-MOMENT). 

Ob jeder Besucher das allen Arbeiten von den Kuratoren zugeschriebene spirituelle Moment wahrgenommen hat, muss offen bleiben (vergleiche dazu das youtobe -Video ›Der Funke Gottes – Sonderausstellung im Diözesanmuseum vom 09.08.2019‹).

ham, 27. Dezember 2022

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